Schmetterlings-Beet im Kindergarten

Teilnehmer: interessierte Kinder aus den verschiedenen Gruppen
Durchführung: Ulrike Hiltawsky (NaturFreunde Bochum-Langendreer, NaturAktiv) in Zusammemarbeit mit dem Jahrespraktikanten des Kindergartens
Zeitraum: Oktober 2020

Die Arbeitseinsätze

1. Termin: Schattenbeet, unerwünschte Beikräuter jäten, Pflanzen einsetzen, Ort und Größe des neuen Beetes bestimmen
2. Termin: Beet abstecken, Grasnarbe entfernen, umgraben
3. Termin: restliches Gras entfernen, Sand einarbeiten, bereits vorhandene Pflanzen aus den Töpfchen nehmen und einsetzen, Beet-Einfassung aus Totholz errichten (Totholz ist eine enorm wichtige Lebensgrundlage für Insekten und als Schutz vor stark wüchsigen Gräsern der angrenzenden Spielwiese zusätzlich sinnvoll)
4. Termin: im Schattenbeet restliche Pflanzen setzen, Planung der Beschilderung, Planung weiteres Vorgehen, welche Pflanzen kommen im Frühjahr noch dazu?

Je Arbeitseinsatz waren etwa 2 Stunden veranschlagt.

Wo ist der Wurm?; Foto: Ulrike Hiltawsky

Vorbereitung

Es war sinnvoll, den Kindern verschiedene Möglichkeiten anzubieten am Projekt teilzunehmen. Als vorteilhaft hat sich erwiesen ausreichend Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen, wie Schaufeln, Handschuhe, vorgezogene Pflänzchen, Wasser, Schalen, Maßband, Schnur…
Ebenfalls positiv war es, vorab Aufgabenfelder für die Kinder zu skizzieren und diese nach Interessenlage flexibel einzuteilen. Zu diesen Aufhaben zählten:

  • Pflanzen aus den Töpfen nehmen, Pflanzlöcher graben
  • Maße vom Beet nehmen, Zeichnung anfertigen
  • Stöcke und Steine suchen
  • unerwünschten Bewuchs entfernen, jäten

Viele „Aufgaben“ haben sich die Kinder im Lauf des Projektes selber ausgedacht oder diese haben sich aus Gesprächen entwickelt.

Verschiedene Fähigkeiten konnten erprobt werden

Neben den eigentlichen Aufgaben, die eine Beetanlage erfordert, wurden viele Nebenschauplätze plötzlich zu Hauptschauplätzen. Beiläufig haben die Kinder verschiedene Fähigkeiten trainiert. Die Erfahrungen gingen sehr weit über die eigentliche, zunächst ersichtliche Aufgabe hinaus. Die Kinder haben Ihre persönlichen „Aufgaben“ auch selber erkannt. Es wurden zum Beispiel:

für alle was dabei: schaufeln, entdecken, abstecken; Foto: Ulrike Hiltawsky
  • Regenwürmer, Kellerasseln, Käfer, Tausend- und Hundertfüßer, Wildbienen, Wespen aus der Nähe betrachtet, Beine gezählt, Tierarten bestimmt
  • Häuser für die Tiere gebaut, aus Steinen, Erde, Blüten und Blättern
  • die Tiere „gefüttert“, sich um sie gesorgt, Tiere beschützt
  • Teamarbeit, Zusammenarbeit mit anderen Kindern und Erwachsenen trainiert
  • Kontakt mit dem Boden aufgenommen, Bodenzusammensetzungen erkannt (lehmig, sandig)
  • Figuren aus dem Boden geformt, „Matschepampe“ gemacht
  • Absperrungen mit Flatterband errichtet
  • Messungen durchgeführt
  • Regenwurmlieder gesungen
  • tiefe Löcher gegraben
  • Laubhaufen zusammengekehrt, rein gesprungen
  • Steinhaufen und Steintürme gebaut
  • Holz gesammelt
  • sprachliche Kompetenzen entwickelt
  • unerwünschte Beikräuter gejätet, dabei Pflanzen kennengelernt (Brennesseln, Girsch)
  • Handschuhe angezogen
  • Knoten gemacht
das Schmetterlings-Beet entsteht!; Foto: Ulrike Hiltawsky

Vorteile des Angebotes

Die Arbeit mit und im Kindergarten ist ein sehr niedrigschwelliges Angebot. Das Angebot steht so, unabhängig vom Interesse der Eltern, jedem Kind, das in den Kindergarten geht, zur Verfügung. Somit sind gleiche Voraussetzungen für alle Bevölkerungsschichten gegeben, rein auf die Interessenbasis der Kinder ausgerichtet. Entgegen einem Angebot außerhalb des Kindergartens, wo die Kinder auf ein aktiv werden der Eltern angewiesen sind.
Das Projekt liefert Anregungen für die Erzieher*innen. Durch die Aufnahme der Informationen fungieren diese als Multiplikator*innen. Sie können die Inhalte an alle folgenden Kindergartengenerationen weitergeben. Auch die Kinder nehmen die Erfahrungen mit nach Hause und können ihren Familien davon berichten. Durch die vielfältigen Aktivitätsmöglichkeiten und der Nährung eines Grundbedürfnisses des Menschen, seinen Lebensraum, seine Lebensgrundlagen zu erforschen und aktiv zu gestalten, bleiben diese erlebten Erfahrungen erhalten. Was ich anfasse, körperlich erfahre, bleibt erhalten, wird gelernt.

Hat er wirklich 1000 Füße?; Foto: Ulrike Hiltawsky

Da so ein Staudenbeet über das Jahr immer wieder etwas Pflege benötigt, ein andauernder Prozess ist (gießen, Rückschnitt im Frühjahr, teilen der Stauden, Nachsaat…), bleibt es im Kindergartenalltag präsent. Samen können gesammelt, neue Pflanzen angezogen, Stecklinge gesetzt und geteilte Stauden mit nach Hause genommen werden. Daraus können wiederum Neuanlagen, auch auf dem Kindergartengelände entstehen. Weitere Argumente für das Projekt sind:

  • der Erhalt der Artenvielfalt
  • Pflanzengesellschaften halten deutlich mehr Feuchtigkeit als verdichtete Rasenflächen, das wirkt sich positiv auf das Mikroklima aus
  • Aushängeschild für den Kindergarten
  • Einheimische Wildpflanzengesellschaften sind sehr viel besser angepasst an das Klima, besonders an Trockenheitsperioden, als Rasenflächen in Monokultur, die Anlage solcher Beete in Kindergärten würde die Akzeptanz und Wertschätzung für die Pflanzen von klein auf festigen (beugt der Sichtweise ‚ist nur Unkraut‘ vor)

Das Projekt kann inspirierend für weiterführende Projekte sein, beispielsweise den Bau einer Wurmkiste, eines Insektenhotels, Einrichtung eines Matsch-Labors, Anlage einer Kräuterspirale.

Weiteres Vorgehen

Ende Februar sollen weitere Pflanzen aus regionalem Saatgut vorgezogen werden. Auch eine Aussaat in vorhandenen Lücken im Beet soll erfolgen.
Des weiteren werden alle Pflanzenarten mit Schildern versehen. Eine Pflanzenliste und die sachlichen Informationen werden von Ulrike Hiltawsky zur Verfügung gestellt. Diese sollen vom Jahrespraktikanten mit den Kindern weiterentwickelt werden. Ideen dazu liegen bereits vor (die Kinder sollen sich mit den Pflanzennamen auseinandersetzen, beispielsweise Storchenschnabel, Eselsohr, Zitronenthymian, vielleicht Bilder dazu malen, diese könnten mit in die Beschilderung aufgenommen werden)

im Frühjahr 2021 werden mögliche Lücken noch ergänzt!; Foto: Ulrike Hiltawsky

Empfehlungen und Ideen für andere Vereine/Einrichtungen

Nach den bisherigen Erfahrungen sind Einrichtungen wie Kindergärten generell offen gegenüber Angeboten dieser Art. Solche Projekte könnten auch in Grundschulen, Nachmittagsangeboten OGS oder weiterführenden Schulen durchgeführt werden. Es könnten auch Schulgärten, Kräuterbeete/Spiralen, extensive Begrünungen in Form von Wildwiesen oder beschriftete Wildstaudenbeete angelegt werden. Nach den jeweiligen Möglichkeiten, Standort, Lage der Fläche, Bodenbeschaffenheit, vorhandenem Platz, Arbeitskräften und anschließenden Pflegekapazitäten kann man das passende Projekt aussuchen.
Ich sehe in solchen Projekten die größten Möglichkeiten für weitreichende, positiv streuende Effekte. Jedes Kind kann bei Interesse von den Anlagen profitieren und ist dabei nicht auf andere angewiesen.

Wer mehr über die Pflanzenauswahl und Hintergründe wissen möchte, kann sich hier das Konzept herunterladen:

(Text: Ulrike Hiltawsky)

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Finanziert durch das BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit