Von Baggern und Dörfern

Die Multimediale Ausstellung „Von Baggern und Dörfern“, die vom 10.10. – 10.-11.2019 im NaturFreundeZentrum als erste große Ausstellung im Rahmen des „NaturAktiv“-Projektes der NaturFreunde Bochum-Langendreer präsentiert wurde, zeigt die Geschichten der Menschen und Dörfer im Rheinischen Revier, die bedroht sind vom Braunkohle-Tagebau. Es geht um von Umsiedlung Betroffene, die ihr Zuhause verlieren, um die Dörfer, die mit der gesamten kulturellen und geschichtlichen Lebensvielfalt verloren gehen.

„Wir hatten zu Beginn ein paar Leute interviewt, um sie stärker in unsere Arbeit einzubinden,“ erklärt Alex Wernke vom Kölner Klima Kollektiv, das die Ausstellung konzipiert hatte, „und haben dann vor der Klimakonferenz 2017 in Bonn die Idee gehabt: wir wollen die Geschichten und die Menschen aus den Dörfern aus dem Revier, die 50 km entfernt sind von Bonn, nach Bonn holen, dort wo die globale Klimapolitik verhandelt wird.“

Alex Wernke vom Klimakollektiv Köln spricht über die Ausstellung

Die Ausstellung „Von Baggern und Dörfern“ zeigt aus Perpektive der Menschen, all das, was das Leben in diesen Dörfern ausmacht und nicht allein die Zerstörung. „Wir sehen eine Landschaft und Dörfer, die immer mit diesem drohendem Schicksal konfrontiert sind. Die Kraftwerke, die Bagger, die langsam näherrücken. Das erste, was die Menschen hören sind nämlich die Bagger, die immer lauter werden und nachts auch arbeiten und leuchten und die Wasserpumpen.“

„Aber irgendwie fehlt das Leben.“

Nach und nach zeigt die Ausstellung, wie die Orte aussterben, die erst noch so aussehen, als wären sie noch lebendig. „Aber irgendwie fehlt das Leben.“ Wir sehen Menschen, die zwar noch im Ort leben, die aber auch in den Audistationen von ihrem Abschied erzählen und von dem, was dieser Abschied bedeutet. „Stück für Stück stirbt dieser Ort aus: die ersten Häuser sind verrammelt, die Straßen sind nicht mehr bevölkert, es parken keine Autos mehr und auch die Jugend sagt, wir gehen jetzt weg.“

Im Verlauf der Ausstellung aber sehen wir auch, wie Dinge verloren gehen, wie z.B. ein Friedhof oder auch der Immerather Dom zerstört wurden, obwohl er für die Erkelenzer Region ein Wahrzeichen war – vergleichbar mit dem Kölner Dom für die Kölner Region. „Die Leute konnten ihn schon von der Autobahn sehen, und der wurde abgerissen unter großem Protest; und dann sehen wir aber auch, wie der Ort einfach die Merkmale verliert, die ihn zu einem Zuhause für die Menschen machte.“

Nichts bleibt mehr übrig

„Im Endeffekt ist dieses Dorf, was einmal existiert hat, nur eine umgegrabene Landschaft und schließlich die Grube, das Loch das sehen.“

Aber die Ausstellung zeigt auch, wie daraus der Widerstand erwuchs, der vor allem in den 90er Jahren stark vom Protest in den Dörfern selbst getragen wurde, dann aber aus dem Ohnmachtsgefühl verebbte und sich nun am Hambacher Wald als Kristallisationspunkt der Klimabewegung wieder entzündet habe. „Man sieht auch im zweiten Teil der Ausstellung, wie dieser Protest wächst – z.B. durch die vielen Klima Camps, die lokalen Bündnisse, Menschenketten, ‘Alle Dörfer bleiben!’, ‘Ende Gelände!’. aber auch verschiedene Klagen in der Gesamtchoreografie des Widerstands zeigen, dass die Dörfer vielleicht noch gerettet werden können.“

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Finanziert durch das BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit